Das war ein Ritual. Und es war ganz und gar nicht gewünscht, dass die Uhren falsch gehen oder gar stehen bleiben." Ausgestattet mit viel Erfahrung wagte Göppel den Sprung in die Selbstständigkeit. Zu ihm brachten die Kundinnen und Kunden ihre Taschen- und später Armbanduhren für Reparaturen, anfangs ein großer Teil der Geschäftstätigkeit.
Memmingen Bereits als Kind bekommt Martin Ivo Schöffl in der Werkstatt feine Drähtchen und kleine Steine in die Finger, spielt damit. Vom Goldschmiedemeister ist er damals natürlich noch weit entfernt - und doch schon dabei, an eine Tradition anzuknüpfen, die im Jahr 1823 am Marktplatz im Haus an der Ecke zur Schlossergasse ihren Anfang hatte. Georg Mühleisen richtete dort ein Uhrmachergeschäft ein. Die Nachfolgefirma besteht bis heute. Unter dem Namen Ivo Schmuck ist sie am Schmiedplatz zu finden. Inhaber Schöffl führt das Geschäft mit seiner Frau Bärbel sowie seinen Töchtern und mit 200 Jahren Firmentradition feiern sie auch ein Stück Familiengeschichte. Auf einem alten handgeschriebenen Dokument ist es vermerkt:
Seit 1985 widmet sich Schöffl, der den Familienbetrieb nach Lehrjahren in Meran, Paris und der Schweiz übernahm, in seiner Goldschmiede der Umsetzung dieser Wünsche. Dabei hat er nun Unterstützung. Seine Tochter Elisabeth betreut den Marketing-Bereich, bei Tochter Barbara ist der Funke für das Handwerk übergesprungen: Sie arbeitet als Goldschmiedemeisterin im Betrieb mit. Fand man bei Ivo Schmuck früher auch
Modelle berühmter Uhrenhersteller, so haben die Schöffls diesen Sektor aufgegeben, unter anderem weil sich der Verkauf stark auf den
Internethandel verlagert hat. Eine zeitlose Aufgabe sind die Restaurierungen von Kirchengerät. Aufträge kommen von umliegenden Kirchengemeinden. Da gilt es beispielsweise, die Beule aus einem heruntergefallenen Kelch zu beseitigen, die Vergoldung von Gefäßen zu erneuern oder kaputte Türchen einer Monstranz zu reparieren. Und wenn es um ein Tabernakel im Altar geht, packt Martin Ivo Schöffl sein Werkzeug zusammen und fährt los: "Da rücken wir auch mal aus wie in alten Zeiten."
Text von Verena Kaulfersch
Ich durfte ihnen bei der Herstellung eines Farbsteinrings über die Schulter blicken und wahre Handwerkskunst hautnah erleben.
Dass hier alles noch selbst gemacht wird, wird im ersten Moment des Herstellungsprozesses klar. Hier beginnt der Arbeitsablauf nicht mit einem fertigen Ringrohling, sondern mit dem Rohstoff Gold, den es zunächst einzuschmelzen gilt. Schnell wird es ziemlich warm in der Werkstatt, während Martin und Barbara Schöffl gekonnt das Gold in einem flachen Schmelztiegel erhitzen. Sie geben etwas Borax, einen Sauerstoff bindenden Stoff, dazu. Das soll dabei helfen, dass so wenig Sauerstoff wie möglich in das Gold gelangt. Die Schweißperlen treten mir nicht umsonst auf die Stirn, denn Gold hat einen hohen Schmelzpunkt und muss für den sogenannten Kokillenguss flüssig sein. Ist das Gold bereit, gießt es Barbara Schöffl in Kokille.
Nun "ziehen" die beiden Goldschmiede es in Form. Das geschieht mit einem sogenannten Zieheisen und einer Ziehbank sowie mit, und wie könnte es anders sein, echter, ehrlicher Muskelkraft. Durch seine Eigenschaften gleitet das Gold durch die immer schmäleren Bohrungen im Zieheisen, bis der dabei entstehende Golddraht die gewünschte Dicke hat. Auf seine Zieheisen ist der Goldschmiedemeister besonders stolz. "Sie sind extrem kostspielig. Die besten kommen aus Frankreich und Italien", erklärt er. Durch das "Ziehen" wird der Golddraht nicht nur dünner, sondern auch länger.
Zeitgleich fertigt Barbara Schöffl die Fassung für den Stein. Von Hand dreht sie ein plattes Stück Gold in eine konische Form, knippst den Überstand ab und verschweißt wie ihr Vater die Fassung. Danach wird auch diese in Form gepresst. Und damit sind die Einzelteile des Rings fertig.
Ganz ohne moderne Technik, ganz ohne Laser, sondern mit Feingefühl, Erfahrung, handwerklicher Tradition, familiärer Teamarbeit und einer anständigen Portion Man- und Womanpower. Das ist Handwerk.
Wer den beiden Goldschmieden einmal wie ich über die Schulter sehen möchte, kann das ohne Probleme tun. Durch ein Fester kann man direkt in die Werkstatt von IVO Schmuck Design blicken und echtes Handwerk erleben. Die beiden freuen sich über jeden Zaungast, der ihnen bei der täglichen Traditions- und Kulturpflege zusieht.
Text von Max Hohenegger