Ich durfte ihnen bei der Herstellung eines Farbsteinrings über die Schulter blicken und wahre Handwerkskunst hautnah erleben.
Dass hier alles noch selbst gemacht wird, wird im ersten Moment des Herstellungsprozesses klar. Hier beginnt der Arbeitsablauf nicht mit einem fertigen Ringrohling, sondern mit dem Rohstoff Gold, den es zunächst einzuschmelzen gilt. Schnell wird es ziemlich warm in der Werkstatt, während Martin und Barbara Schöffl gekonnt das Gold in einem flachen Schmelztiegel erhitzen. Sie geben etwas Borax, einen Sauerstoff bindenden Stoff, dazu. Das soll dabei helfen, dass so wenig Sauerstoff wie möglich in das Gold gelangt. Die Schweißperlen treten mir nicht umsonst auf die Stirn, denn Gold hat einen hohen Schmelzpunkt und muss für den sogenannten Kokillenguss flüssig sein. Ist das Gold bereit, gießt es Barbara Schöffl in Kokille.
Nun "ziehen" die beiden Goldschmiede es in Form. Das geschieht mit einem sogenannten Zieheisen und einer Ziehbank sowie mit, und wie könnte es anders sein, echter, ehrlicher Muskelkraft. Durch seine Eigenschaften gleitet das Gold durch die immer schmäleren Bohrungen im Zieheisen, bis der dabei entstehende Golddraht die gewünschte Dicke hat. Auf seine Zieheisen ist der Goldschmiedemeister besonders stolz. "Sie sind extrem kostspielig. Die besten kommen aus Frankreich und Italien", erklärt er. Durch das "Ziehen" wird der Golddraht nicht nur dünner, sondern auch länger.
Zeitgleich fertigt Barbara Schöffl die Fassung für den Stein. Von Hand dreht sie ein plattes Stück Gold in eine konische Form, knippst den Überstand ab und verschweißt wie ihr Vater die Fassung. Danach wird auch diese in Form gepresst. Und damit sind die Einzelteile des Rings fertig.
Ganz ohne moderne Technik, ganz ohne Laser, sondern mit Feingefühl, Erfahrung, handwerklicher Tradition, familiärer Teamarbeit und einer anständigen Portion Man- und Womanpower. Das ist Handwerk.
Wer den beiden Goldschmieden einmal wie ich über die Schulter sehen möchte, kann das ohne Probleme tun. Durch ein Fester kann man direkt in die Werkstatt von IVO Schmuck Design blicken und echtes Handwerk erleben. Die beiden freuen sich über jeden Zaungast, der ihnen bei der täglichen Traditions- und Kulturpflege zusieht.
Text von Max Hohenegger